Friedrich Bergius

(11.10.1884 - 31.03.1949)

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Chemienobelpreis 1931: Friedrich Bergius und Carl Bosch

Die beiden Deutschen erhielten den Nobelpreis für ihre Verdienste »bei der Entdeckung und Entwicklung chemischer Hochdruckverfahren«.

Bergius, ausführlicher Lebenslauf

Renaissance der flüssigen Kohle

* Goldschmieden 11.10. 1884, + Buenos Aires (Argentinien) 31. 3. 1949;

1910 Gründung eines Privatlabors zur Erforschung der Kohle, 1911 Entwicklung eines Verfahrens zur direkten Kohlehydrierung, ab 1913 Leiter des wissenschaftlichen Labors der Goldschmidt AG Essen, ab 1916 im Kohleforschungslabor in Mannheim tätig.

Würdigung der preisgekrönten Leistung

Um die Jahrhundertwende wurde erkannt, dass die chilenischen Salpetervorräte, die bis dahin die Hauptquelle für stickstoffhaltige Düngemittel waren, in absehbarer Zeit erschöpft sein wurden, und man suchte nach einem Ersatz. Stickstoff ist zwar mit 78 Prozent der Hauptbestandteil der Luft, jedoch ist dieser elementare Stickstoff sehr reaktionsträge und lässt sich nur schwer in Verbindungen überführen.

Benzin aus Kohle

Bis zu Beginn des Ersten Weltkriegs überstieg der Verkauf von Benzin als Reinigungsmittel den von Benzin als Motortreibstoff. Verbreitet war hingegen bereits der Schiffsantrieb mit Dieselmotoren. Angesichts der zwar bescheidenen, aber zunehmenden Automobilisierung der Deutschen in den 1920er-Jahren, vor allem aber der aufkommenden Motorisierung in den USA, schien im Hinblick auf die damals bekannten Lagerstatten der Vorrat an Erdöl in wenigen Jahrzehnten aufgebraucht. Kohle galt als die sichere Ressource, um auch künftig eine Energieversorgung der industrialisierten Gesellschaften zu gewährleisten. Bergius erkannte, dass Kohle in Benzin umgewandelt werden konnte.

Der Prozess der Herstellung von Gas aus Kohle war seit der Beleuchtung der ersten Fabrik durch Matthew Boulton und James Watt in Großbritannien wohl bekannt. Bergius zielte in seinen Experimenten darauf ab, die eingesetzte Kohle nicht in gasförmige, sondern in flüssige Produkte umzuwandeln. Hierzu war nicht nur das Arbeiten unter erhöhten Temperaturen von etwa 450 bis 500 °C, sondern auch unter erhöhten Drücken von 100 bis 200 bar notwendig. Wie auch Carl Bosch musste Bergius spezielle Reaktionsgefäße entwickeln, die sowohl gegen die Hitze wie auch den Druck und darüber hinaus noch chemisch beständig waren. Der entscheidende Schritt zur Gewinnung flüssiger Produkte in den von Bergius und seinen Mitarbeitern erprobten Synthesen bestand in der Zugabe von Wasserstoff in den Reaktionsraum. Wasserstoff sollte die Kohle zu den gewünschten Kohlenwasserstoffen hydrieren. Die Kohle, die mit dem Wasserstoff reagieren sollte, wurde mit Öl vermischt. Dadurch konnte sie in das Reaktionsgefäß gepumpt werden, was den Transport und die Dosierung erleichterte und die Gefahr einer Staubexplosion vermied. Außerdem sorgte das Durchblasen des Wasserstoffs für eine gute Durchmischung der chemisch reagierenden Stoffe. Bei dieser Form der Kohlenhydrierung wurde verhindert, dass die Wand des Reaktionsgefäßes durch den Wasserstoff spröde wurde und barst.

Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten übertrug Bergius sein Verfahren an die I.G. Farben Industrie AG, den Zusammenschluss der großen deutschen Chemiefirmen. Das nach dem Bergius-Pier-Verfahren seit 1927 in Leuna produzierte Benzin aus Kohle war anfangs jedoch teurer als das herkömmliche Benzin. Eine in den letzten Jahren der Weimarer Republik vorbereitete, aber erst im Dritten Reich abgeschlossene Übereinkunft, der »Reichsbenzinvertrag«, garantierte der I.G. Farben schließlich die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens.